Tiemo Wölken nahm die Einladung in den Landkreis Friesland jedoch nicht nur an, um seine Heimatkunde-Kenntnisse zu erweitern. Im Vordergrund des Gesprächs im Steinsaal mit Bürgermeistern und Stadtvertretern stand die Europäische Union. Tiemo Wölken war gekommen, um sich als Nachfolger von Matthias Groote Eindrücke direkt von den Kommunen zu verschaffen. Sven Ambrosy sagte: „Eine hohe Summe der Fördermittel in Weser-Ems landet bei uns in Friesland, wir können zufrieden sein.“ Aus der Runde kam jedoch auch Kritik: „Wenn Europa als etwas Positives wahrgenommen werden soll, dann darf der Bürokratiefrust nicht überborden.“ Beim LEADER-Programm ist man z.B. mit Begeisterung angetreten, doch mit jedem weiteren Vordruck ist diese gesunken. Es gibt auch gute Beispiele, dass es klappt. Das sind dann „erfahrene Europaerlebnisse“, so Sven Ambrosy.
Auch die Höhe des Ausschreibungsgrenzwerts zur europaweiten Ausschreibung wird als Hemmnis im Kreishaus und bei den Städten und Gemeinden empfunden. Die Auftragsbücher sind diesseits und jenseits der Grenze voll, „Warum tue ich mir zusätzlich eine Sprachbarriere an“, diesen Gedanken vermutet Ambrosy bei den ausländischen Firmen und liefert dafür einen Hinweis, dass sich z.B. kaum niederländische Auftragnehmer bei Ausschreibungen melden.
Tiemo Wölken dazu: „Überall höre ich das Gleiche“, „Der dringende Handlungsbedarf und die hohe administrative Belastung für die Kommunen ist mir überaus bewusst“. Er kündigte an, sein Recht als EU-Parlamentarier zu nutzen, um eine Anfrage an die Kommission zu stellen, ob Erkenntnisse vorliegen, dass der Aufwand bei europaweiten Ausschreibungen sich tatsächlich lohnt. „Ich sehe in der Praxis bisher keine Rechtfertigung für den hohen Aufwand.“