„Moderne Gesundheitsversorgung in Gefahr“ – Infektionen durch arzneimittelresistente Bakterien in der EU gestiegen

Brüssel. Laut einer neuen Studie des Europäische Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sterben in der Europäischen Union und im Europäischen Wirtschaftsraum jährlich etwa 33.000 Menschen an Infektionen, die durch arzneimittelresistente Bakterien verursacht werden.

(c) European Union - European Parliament 2018

„Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten müssen schnellstmöglich verbindliche und ehrgeizige Zeitrahmen für die Bekämpfung von Antibiotikaresistenz festlegen“, kommentiert Tiemo Wölken, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Abgeordneten im Europäischen Parlament das Ergebnis der ECDC Studie. „Antibiotika sind wichtige, lebensrettende Arzneimittel zur Behandlung bakterieller Infektionen. Immer mehr Bakterien werden jedoch gegen gängige Antibiotika immun. Diese Entwicklung gefährdet die Patientensicherheit in ganz Europa. Die jährlichen Todesfälle aufgrund multiresistenter Keime sind drastisch gestiegen. Es ist Zeit, entschlossen zu handeln.“

Laut Studie ist besonders die Anzahl der Infektionen gestiegen, die von Bakterien verursacht werden, die gegen sogenannte Reserveantibiotika resistent sind. „Der Anstiegt beträgt im Vergleich zu 2007 39 Prozent. Dies ist eine besonders erschreckende Tendenz, da der Griff zu diesen speziellen Antibiotika die letzte verfügbare Behandlungsoption ist“, so Wölken. „Wenn diese nicht mehr wirksam sind, ist es extrem schwierig oder in vielen Fällen sogar unmöglich, die Infektionen zu behandeln.“

„Die neue Studie verdeutlicht, dass wir dringend ein Umdenken bei der Nutzung von Antibiotika herbeiführen müssen. Ein Fokus muss hierbei auf den Missbrauch und vor allem den oftmals unnötigen übermäßigen Gebrauch von Antibiotika liegen“, betont Tiemo Wölken. „Wir benötigen Informationskampagnen in den Mitgliedsländern, die Patientinnen und Patienten sensibilisieren, eine europaweite Verschreibungspflicht für Antibiotika und Fortbildungsangebote für medizinisches Personal.“

„Resistenzen können nur mit einem ganzheitlichen Ansatz auf europäischer und nationaler Ebene und einer engen Zusammenarbeit im öffentlichen Gesundheits- und Veterinärwesen wirksam bekämpft werden“, so Wölken abschließend.

Das Europäische Parlament hatte bereits am 13. September 2018 einen entsprechenden Aktionsplan „Eine Gesundheit“ verabschiedet, der Prävention von neuen Krankheiten fördern, und Resistenzen bekämpfen soll.