Zu Besuch bei den Osnabrücker Werkstätten

„Ich hatte die Werkstätten schon lange auf dem Plan und bin gespannt, was mich hier erwartet!“, begrüßte Tiemo Wölken, Mitglied des Europäischen Parlaments, seine Gastgeber zum Auftakt des Besuchs in den Osnabrücker Werkstätten. Hier erwartete ihn ein informativer Vormittag, bei dem er auch selbst mit anpacken durfte.

„Das hier ein echter ‚Lernbesuch‘“, erklärte Tiemo Wölken vor der Präsentation der Europareferentin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen, Katharina Bast zum Thema „Werkstätten im Wandel“ sowie unterschiedliche Systeme in Europa. Im Anschluss stellte Michael Kempf, Prokurist der Osnabrücker Werkstätten, die Arbeit dieser vor und beschrieb einige Herausforderungen, denen sich Werkstätten derzeit stellen müssen – beispielsweise die spezielle Situation im Berufsbildungsbereich. „Während wir in anderen gesellschaftlichen Bereichen Ausbildung in Teilzeit fördern, verweigern wir sie den Menschen mit einer psychischen Einschränkung, für die eine Vollzeitausbildung oft einfach nicht zu schaffen ist!“, kritisierte Kempf.

Optimistisch war die Stimmung beim anschließenden Rundgang durch dasneue Werkstattgebäude, bei dem der Europaparlamentarier die Elektromontage und den Berufsbildungsbereich für Hauswirtschaft besichtigte – und auch gleich selbst die technischen Möglichkeiten der modernen Arbeitsplätze testete: Nach kurzer Anleitung einer Beschäftigten montierte Tiemo Wölken mithilfe der eingeblendeten Anleitung einen Kabelbaum.

In einer abschließenden Gesprächsrunde mit Werkstatträten Wolfgang Prühs und Wladimir Geld kamen einige kritische Punkte zur Sprache, die den Alltag in der Werkstatt erschweren. So ging es unter anderem um die Entgeltfrage.

Tiemo Wölkens Fazit nach drei intensiven Stunden: „Ich nehme sehr viele Eindrücke mit! Vor allem freue ich mich über die Aufbruchstimmung, die ich hier sowohl unter den Beschäftigten als auch den Verantwortlichen erlebe, beispielsweise wie sie die Chancen der Digitalisierung an den neu gestalteten Arbeitsplätzen nutzen. Aber es gibt auch Themen, zu denen ich bei meinen Fachkollegen nachfragen werde, ob und wie Regelungen verbessert werden können, zum Beispiel die Möglichkeit für einen vereinfachten Zugang zum Berufsbildungsbereich in Teilzeit oder die Essensabrechnung. Und ich sehe, wie wichtig die Einbeziehung der Betroffenen an der Basis ist, also zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Werkstatträten und Verantwortlichen, bei der Schaffung von Gesetzen ist.“