„Die COVID-19-Pandemie erinnert uns an die ernsthafte Bedrohung die durch neu auftretende Infektionskrankheiten für die menschliche Gesundheit und unsere Wirtschaft auftritt. Uns wurde die Notwendigkeit verstärkter Überwachungsinstrumente, verbesserter Methoden zur Infektionsprävention und -kontrolle, des Zugangs zu diagnostischen Schnelltests und der Entwicklung wirksamer und erschwinglicher Medikamente und Impfstoffe vor Augen geführt“, erläutert Wölken, der Vice-Vorsitzender der AMR-Interest-Group im Europäischen Parlament ist.
All diese aufgedeckten Mängel sind jedoch im Kampf gegen AMR seit Langem bekannt. Dennoch wurde immer noch nicht genug getan, um dieses schwerwiegende Problem anzugehen. Antibiotika haben die Medizin seit ihrer Entdeckung verändert und Millionen von Menschen das Leben gerettet. Diese Erfolge sind jedoch aufgrund des übermäßigen und unangemessenen Einsatzes von Antibiotika für die Gesundheit von Mensch und Tier bedroht. Die zu häufige und teils unnötige Verwendung von Antibiotika hat zu einer enormen Zunahme multiresistenter Bakterien geführt, die sich leicht verbreiten und sehr schwer zu behandeln sind. Wenn Antibiotika nicht mehr wirken, würden häufige Infektionen wahrscheinlich erheblichen Schaden oder Tod verursachen und routinemäßige medizinische Eingriffe würden ein hohes Risiko darstellen.
„Die wachsende Rate von Antibiotikaresistenz in Verbindung mit einer unzureichenden Pipeline für neue Antibiotika ist sehr besorgniserregend. Wir erleben ein Marktversagen, da die pharmazeutischen Unternehmen nicht ausreichend in die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika investieren. Das derzeitige, auf Gewinne ausgerichtete, System versagt. Die Industrie entwickelt keine neuen Gesundheitstechnologien für Behandlungen, die keine hohen Renditen versprechen oder nicht versprechen können“, macht Wölken das Problem deutlich. AMR stellt daher ein kommerzielles Dilemma für die Unternehmen dar, da die Entwicklung eines neuen Arzneimittels auf der einen Seite sehr kostenintensiv ist und das neue Arzneimittel auf der anderen Seite so wenig wie möglich verwendet werden müsste.
Zusammen mit der AMR Interest Group und weiteren Abgeordneten fordert Wölken nun mehr Handlungen von der Kommission: Die EU muss mehr gegen Antibiotikaresistenzen tun und Lieferketten für Medikamente widerstandsfähiger machen. Außerdem soll die EU dafür sorgen, dass das Marktversagen behoben und die Forschung an antimikrobiellen Arzneien wieder gestärkt wird. „COVID-19 hat unsere Gesundheitssysteme bereits unter extremem Druck ausgesetzt, aber dies könnte nur der Vorgeschmack auf das sein, was wir von einer Welt erwarten können, in der antimikrobielle Mittel nicht mehr wirksam sind“, so Wölken.
Hier finden Sie den Brief an die Kommission.